Das Leben zurück im Fluss – durch Lymphdrainage

Es gibt viele gute Gründe, sich eine Manuelle Lymphdrainage verordnen zu lassen. Schwellungen des Lymphgefäßsystems werden z. B. durch Infektionen, rheumatische Erkrankungen und Schwangerschaften ausgelöst oder sind Folge von Operationen. Begeben Sie sich in die Hände eines Physiotherapeuten, werden die Leiden wirksam bekämpft. Doch wie genau funktioniert diese Therapieform eigentlich?

Unser Lymphsystem: Ein entscheidender Faktor in der Immunabwehr

Wie der Name schon sagt, wirkt die Lymphdrainage auf das Lymphsystem bzw. das Lymphatische System ein. Neben den Arterien und Venen handelt es sich dabei um das dritte Flüssigkeitssystem in unserem Körper. Es unterstützt die Entfernung von Fremdpartikeln und Krankheitserregern und teilt sich in Lymphgefäße und Lymphorgane auf.  

Bei der Lymphe handelt es sich um Gewebewasser, das mit Nährstoffen angereichert ist und vom Blutkreislauf nicht absorbiert wird. Es muss nach Aufnahme der Nährstoffe entsorgt werden, was über den Transport durch die Lymphgefäße geschieht. Tag für Tag werden so zwischen zwei und drei Liter Lymphe durch unseren Körper befördert. Wo die Lymphe nicht ordentlich abtransportiert werden kann, verbleiben Ablagerungen im Gewebe. Es kommt zu Schwellungen, die der Mediziner als Lymphödeme bezeichnet.

Geschichte einer erfolgreichen Therapieform – Woher stammt die Lymphdrainage?

Bei der Lymphdrainage handelt es sich um eine sanfte Form der Massage. Die Behandlung wurde erstmalig durch ihren Erfinder, den dänischen Masseur und Philologen Dr. Emil Vodder (1896 – 1986), im Jahre 1936 in Paris einem Publikum vorgeführt.

Vodder und seiner Frau Estrid hatten zuvor während ihrer Arbeit in einer Reha-Klinik in Cannes festgestellt, dass einige der Patienten, die unter unreiner Haut, Anfälligkeit für Infekte und Kopfschmerzen litten, gleichzeitig geschwollene Lymphknoten aufwiesen. Die Lymphödeme als Ursache für die Symptome in Betracht ziehend, entwickelte Vodder diverse Grifftechniken, die den Transport des Gewebewassers anregen. Diese Massagetechnik mauserte sich bis heute zur gut entwickelten wie wissenschaftlich abgesicherten Therapieform, die von einem Arzt verordnet werden kann.

Was passiert genau während einer Lymphdrainage-Sitzung in Ihrer physiotherapeutischen Praxis?

Die Lymphdrainage bringt die natürliche Lymphfunktion in Gang, so dass die Lymphe effektiv abgeleitet wird. Dazu benutzt der Physiotherapeut beide Hände und beginnt mit der Massage meist am Hals bzw. an der Schulter. Im Rahmen der Basistherapie arbeitet er sich langsam zu den Extremitäten vor. Zu guter Letzt ist das Gesicht an der Reihe. Das Repertoire der Grifftechniken umfasst zielgerichtete Pumpgriffe und stehende Kreisbewegungen. Alle haben sie gemeinsam, dass sie mit nur wenig Druck ausgeführt werden. Die Lymphgefäße liegen sehr nah an der Oberfläche und sie einzudrücken bewirkt exakt das Gegenteil von dem, was erwünscht ist: Der Abfluss der Lymphe wird blockiert. 

Eine Sitzung dauert, je nach Verordnung, zwischen 30 und 60 Minuten. Meist folgt auf die Lymphdrainage eine Kompressionstherapie. Der Kompressionsverband sollte idealerweise individuell auf den Körper des Patienten abgestimmt sein und wird von Physiotherapeuten angelegt. Hierbei kommt zur Vermeidung von Druckstellen oft zusätzlich eine dünne Schicht Watte zum Einsatz. Zusammen mit Gymnastik und einer Hautpflege zum Schutz vor Infektionen bilden die Manuelle Lymphdrainage (MLD) und die Kompressionstherapie die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie.

Wann wird eine Lymphdrainage verordnet?

Es gibt zahlreiche Ursachen für Lymphödeme bzw. Krankheitsbilder, die diese mit sich bringen. Bei den folgenden Indikationen kommt eine Lymphdrainage als Behandlungsmethode in Frage: 

  • Nach Verletzungen (Bruch, Verstauchung, Bluterguss u. ä.)
  • Geschädigtes Lymphgefäßsystem (meist durch entfernte Lymphknoten wegen eines Tumors oder durch Strahlenschäden)
  • Postoperative Ödeme – Im Anschluss an Operationen
  • Morbus Sudeck (CRPS)
  • Wundheilung, Narbenbehandlung
  • Rheumatische Erkrankungen (mit Vorsicht bei Entzündungen!)
  • Arthrose
  • Schwangerschaftsödeme
  • Karpaltunnelsyndrom

Wann macht eine Lymphdrainage keinen Sinn?

Allerdings gibt es auch Befunde, die ganz klar gegen eine Lymphdrainage sprechen. Obgleich beim Lesen der folgenden Liste vielleicht der erste Gedanke wäre, dass auch hier die Methode Linderung verschaffen würde, schränken diese Kontraindikationen die Art der Behandlung ein oder schließen sie gänzlich aus: 

  • Wundrose (Erysipel) 
  • Kardiale Ödeme 
  • Schwangerschaft (hier sollte keine Bauchdrainage durchgeführt werden) 
  • Ausgeprägte oder dekompensierte Herzinsuffizienz der Stadien 3 und 4 
  • Durchblutungsstörung in den Arterien (hier darf keine Bandagierung stattfinden) 
  • Niedriger Blutdruck (hier ist zu Beginn eine kürzere Behandlungszeit angeraten)  
  • Bestimmte Arten von Tumoren 
  • Erhöhte Temperatur (ab 37,5 Grad Celsius) und akute Entzündungen 
  • Entzündung oberflächlicher Venen (Thrombophlebitis) 

Nach der Therapie: Ihr Lymphsystem bleibt aktiv, wenn Sie es bleiben!

Nach der Behandlung ist ausreichend Bewegung das A und O. Nur so ist gewährleistet, dass der Lymphfluss weiterhin funktioniert und dass die Kompressionsbandagen in der gewünschten Art und Weise wirken. Denn nur das Wechselspiel zwischen dem Verband und der Muskulatur gibt dem Lymphsystem den richtigen Schub. Sie können also erfolgreich zu Ende führen, was Ihr Physiotherapeut mit der Manuellen Lymphdrainage begonnen hat. 

Sind Sie von der Problematik betroffen und möchten Sie sich weiter informieren, gibt es vielerorts Selbsthilfegruppen. Selbstverständlich stehen wir Ihnen aber auch mit Rat und Tat zur Seite. Melden Sie sich gerne bei uns, falls Sie Fragen zum Thema Lymphdrainage sowie zu allen anderen physiotherapeutischen Themen haben!

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